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Fightclub im Technoclub? Sektor kündigt Konsequenzen an

today8. Juni 2023 76

Hintergrund
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Dresden – Wie groß sind die Probleme mit Übergriffen in der Dresdner Clubkultur? Darüber diskutiert die Technoszene aktuell angesichts neuer Vorwürfe gegen den Club Sektor Evolution. Dieser kündigt in einem heute veröffentlichten Statement Konsequenzen an.

Die Feierkultur in der sächsischen Landeshauptstadt ist vielseitig. Ob im Club mit mehreren Floors, der Kneipe in der Neustadt, in einer versteckten Halle im Industriegelände oder auf einem geheimen Freetek in der Dresdner Heide – laute Bässe, kalte Getränke und elektronische Musik für jeden Geschmack gehören untrennbar dazu. Aber auch Angrabschen, mangelndes Eingreifen von Sicherheitspersonal oder sogar K.O. Tropfen? Darüber diskutiert die Dresdner Clubszene, seit am Wochenende neue Vorwürfe in Richtung des Clubs Sektor Evolution im Industriegelände öffentlich gemacht wurden. Ihren Anfang nahm die Diskussion durch einen Post der Instagramseite „dresdenclubmemes“, in welchem der Poster seine Erfahrungen bei der Party am zurückliegenden Wochenende schilderte. Darin ist die Rede von einer Männergruppe, die den ganzen Abend über Frauen belästigte, einem „Fightclub“ auf der Herrentoilette und Securitypersonal, das trotz Ansprache auf diese Vorkomnisse nicht ausreichend reagierte. In Anspielung auf den Veranstaltungstitel resümiert der Poster „3000 Grad? Eher 3000 Typen, die auf Stress aus sind.“
Aufrufen folgend und in den Kommentarspalten werden Erlebnisberichte von weiteren Betroffenen gesammelt. Dabei geht es um Erfahrungen mit sexuellen Übergriffen, Sicherheitskräfte in Thor Steinar Kleidung oder ein mangelhaftes Awareness-Konzept, das sich speziell um Gäste, die zu viel Alkohol oder andere Rauschmittel konsumiert haben, kümmern sollte.

Der Club reagierte nun mit einem ausführlichen Statement auf seiner eigenen Instagramseite und verspricht Besserung: „Wir entschuldigen uns hiermit bei allen Gäst*innen, die negative Erfahrungen im Sektor Evolution gemacht haben. Wir haben Probleme und wir wollen uns darum kümmern. […] Für uns hat die Sicherheit und das Wohlbefinden unserer Gäst*innen die höchste Priorität. Wir bedauern es sehr, dass wir hier nicht rechtzeitig gehandelt haben und es nun diese öffentlichen Vorwürfe gibt. […] In den letzten Tagen haben wir versucht, die Geschehnisse vom vergangenen Wochenende in Zusammenarbeit mit dem Sicherheits-, dem Einlass- und dem Garderobenpersonal sowie unserer Barcrew, den Nightmanager*innen und den Veranstalter*innen so gut wie möglich aufzuarbeiten.“ So wolle man sich im Bereich Awareness mit externen Partnern weiterbilden und zusammenarbeiten, die Zusammensetzung und Präsenz des Security Personals verbessern und bessere Ansprechmöglichkeiten herstellen. “ Der Zustand, dass sich Gäst*innen mit ihren Feedbacks im Club und/oder bei der Security nicht gehört oder sich nicht ernstgenommen fühlen, können und wollen wir so nicht weiter hinnehmen. […] Weitere Änderungen werden in den kommenden Wochen erfolgen, aber dafür benötigen wir etwas mehr Zeit. Aus diesem Grund haben wir beschlossen, im Juli eine Sommerpause einzulegen, um weitere Verbesserungen einzuführen.“

Das Thema beschäftigt die Szene nicht erst seit dieser Woche. Wie mit übergriffigen Handlungen und Sicherheitsarbeit in Clubs umgegangen wird, wurde spätestens 2019, als im ebenfalls Industriegelände gelegenen Club Objekt Klein a eine Frau vergewaltigt wurde, zum Gegenstand von Auseinandersetzungen. Daraus entstanden unter Anderem zahlreiche Awareness- und Safe-Clubbing-Initiativen, auch setzen viele Clubs mittlerweile eigene Konzepte um.

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